Kommentar

Wirtschaftswoche: Krisenmanagement in der Pandemie

Die Wirtschaftswoche veröffentlicht am 24. Januar ein Interview von Thomas Kuhn mit dem Katastrophenschutzexperten Albrecht Broemme. Broemme war lange Chef der Berliner Feuerwehr, leitete dann das THW und kam in der Corona Pandemie aus dem Ruhestand zurück um dort ein Impfzentrum aufzubauen. Auch Kuhn ist nicht fachfremd, er ist Führungskraft in einer freiwilligen Feuerwehr.

Der Titel „Es geht ständig zu holprig, seit Monaten“ macht schon klar, dass Broemme mit der aktuellen Performance der Entscheider in der Corona-Pandemie nicht zufrieden ist. Er kritisiert in der Folge einige Punkte konkret. Allerdings muss man nicht unbedingt ausgewiesener Experte sein um ihm hier zuzustimmen. Manch einer wird sicher sogar schon selbst drauf gekommen sein:

  • Mangelnde Umsetzung der Erkenntnis aus dem Modi-SARS-Szenario
  • Maskenpflicht und Beschaffung bzw. Vorratshaltung von Masken
  • Zugriff auf Daten der Einwohnermeldeämter zur Vorbereitung der Impfeinladungen

Tatsächlich hätte man von einem Mann der Expertiese Broemmes noch detailliertere Kritik insbesondere an den Kommunikations- und Führungsstrukturen in dieser Krise erwarten können. Oder an der augefälligen Divergenz zwischen den Aussagen auf den obersten Regierungsebenen, die von der schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg sprechen, und dem Handeln auf den unteren Verwaltungsebenen, bei dem der Eindruck entstehen kann man versuche diese Krise innerhalb der Regelarbeitszeit und der üblichen Aufbauorganisation zu lösen. Oder daran, warum bestehende Organisationsstrukturen der Gefahrenabwehr nicht genutzt und nicht etwa flächendeckend der Katastrophenfall ausgerufen wird.

Fazit

Es ist zu begrüßen dass Medien wie die WiWo hier auch Experten der operativen Gefahrenabwehr zu Wort kommen lassen. Wünschenswert wäre, dass die berechtigte Kritik von den Fachverbänden aufgenommen und weiter getragen wird und sich die markigen Worte zur Beschreibung der Krise auf politischer Ebene auch in operative Enscheidungen und tatsächliches lageangepasstes Handeln umsetzen lässt.

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